“Dar licht ein Landt Nordwest yn der See, / Vam Dudtschen Lande, so men secht, / Veer hundert Myle ummetrendt efft mehr, / Ysslandt so ys syn Name recht. / Dat ys eventurlick van Frost, Regen, Windt und Schnee, / Dartho van ungehuren Bergen aver allen, / Dar wasset neen Gras sunder yn den Dalen.”
"Da liegt ein Land Nordwest im Meer, / Von Deutschland aus, so sagt man sich, / Vierhundert Meilen oder sogar mehr, / Island, ist sein Name. / Es ist abenteuerlich mit Frost, Regen, Wind und Schnee, / Und seinen ungeheuren Bergen, / Wo kein Gras wächst, außer in den Tälern."
Gories Peerse, 1561
Das ist der Beginn eines Gedichts, von einem einfachen Seemann 1561 über Island geschrieben. Es machte Furore, denn es enthielt so ziemlich jede Zote und jedes Vorurteil, dass man sich in Hafenkeipen so erzählte. Wie man sich vorstellen kann, führte das zu einem enormen Echo.
Die geschichtlichen Verwicklungen sind eine Seite dieses Gedichts. Die andere, für uns heute wesentlich interessantere, ist die Tatsache, dass im Jahr 1561 ein regelmäßiger Handel von Hamburg, Lübeck und Gdansk ausgehend, mit den ‚Fischlanden‘ Shetland, Färöer und Island stattfand. Der Austausch, den diese Handelsfahrten mit sich brachten, bestand nicht nur allein im Austausch von Waren.
Welche Spuren, abgesehen von diesem Gedicht auf niederdeutsch, es noch gibt, ist eine der Fragen, denen Claudia Krischer im Oktober im Isländischen Textilzentrum in Blœnduos nachgeht.
Ein weiteres Thema sind die Doppeldaumen-Fäustlinge, die hier auf Island bis in die 50er Jahre weit verbreitet waren. Nicht nur bei Fischern und Seeleuten, sondern auch als Arbeitshandschuhe auf dem Land.
Und nicht zuletzt geht Claudia der Frage nach, wie der bekannte Island-Pulli entstanden ist. Auch das ist eine spannende Geschichte. |